Im Auftrag der Fraunhofer Gesellschaft hat das Fraunhofer ISI zusammen mit anderen Instituten des Fraunhofer-Verbundes Innovationsforschung die wichtigen Zukunftsthemen der Angewandten Forschung identifiziert. In einem Foresight-Prozess wurden technologische und gesellschaftliche Entwicklungen nach ihrem Innovationspotenzial und ihrer Relevanz für die angewandte Forschung analysiert. Einige Spotlight-Themen wie Geoengineering wurden dabei besonders kontrovers diskutiert.
Welche Themen werden Forschung und Gesellschaft in Zukunft prägen? Um Antworten auf diese Frage zu finden, haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung auf Basis eines breit aufgestellten Horizon Scannings zentrale Zukunftsthemen identifiziert und mit einer Potenzialanalyse bewertet. Die sogenannten Spotlights gliedern sich in Themen auf, deren hohe Relevanz bereits heute ersichtlich ist (z.B. Deep Learning – Künstliche Intelligenz, Biodiversität) und jene, die sich zukünftig erst noch dynamisch aus ihren Nischen heraus entwickeln werden (z.B. biohybride Technologien). Gemeinsam ist allen 51 Spotlight-Zukunftsthemen, dass sie hohe Relevanz haben für die angewandte Forschung. Dabei haben einige das Potenzial einen neuen dynamischen Markt zu schaffen oder zu verändern, während andere umfassende gesellschaftliche Auswirkungen haben können und die Marktrelevanz hingegen noch unklar ist.
Elna Schirrmeister, stellvertretende Leiterin des Competence Centers Foresight am Fraunhofer ISI, erklärt hierzu: »Wir haben viele hochinteressante Themen analysiert, darunter Beispiele wie Artificial Brain, Global Protein Supply oder Transient Materials. Bei einigen der Spotlights herrscht unter den Expertinnen und Experten große Einigkeit bezüglich ihrer Relevanz, andere, wie Geoengineering, haben wir sehr kontrovers diskutiert, etwa im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Ein Beispiel ist der Versuch, den Auswirkungen des Klimawandels durch Geoengineering von Gletschern und damit durch geologische Landschaftsgestaltung zu begegnen. Auch wenn die wirtschaftliche Relevanz von Geoengineering zunächst nur indirekt ersichtlich ist, sollte dem Thema dennoch eine besondere Aufmerksamkeit zukommen, da eben gesellschaftliche Auswirkungen der Technologie ein besonders reflektiertes Handeln in der Forschung erfordern.«
Cornelia Reimoser, Forschungskoordinatorin der Fraunhofer-Gesellschaft, hebt neben dem systematischen, sehr breiten Scanning von Zukunftsthemen eine weitere Besonderheit des Projekts hervor: »Der Fraunhofer-Foresight-Prozess nutzt für seinen systematischen Blick in die Zukunft die umfassende Fraunhofer-Expertise über alle 72 Forschungsinstitute hinweg. Er zeigt Zukunftsthemen für die angewandte Forschung, die entscheidende Auswirkungen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen haben könnten.«
Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse auf Deutsch und Englisch läuten die zweite Projektphase ein: Mit dem Ziel, das methodische Vorgehen weiter zu optimieren, werden neue digitale Informationsquellen und Auswertungsmöglichkeiten genutzt und ein Dialog mit den Forscherinnen und Forschern der Fraunhofer-Gesellschaft angestoßen.